Interview„Durchgehend geöffnet“ - Essen in Berlin

DM:In keiner anderen Stadt in Deutschland und Europa gibt es ein so vielfältiges kulinarisches Angebot wie in Berlin. Wo sehen Sie die Gründe dafür?

Gerrit Buchhorn: Berlin ist eine offene, vielfältige und kosmopolitische Stadt, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht – und das spiegelt sich im kulinarischen Angebot wider. Hier finden sich nicht nur die traditionellen deutschen und Berliner Küchen, sondern auch Einflüsse aus allen Kontinenten, die eine einzigartige gastronomische Landschaft schaffen. Berlin ist bekannt dafür, dass Gastronomen neue Ideen ausprobieren und mutige Konzepte umsetzen. Diese Offenheit und Experimentierfreudigkeit machen die Stadt zu einem Hotspot für kulinarische Vielfalt.

DM:Wir haben im Gegensatz zu anderen Großstädten keine „Polizeistunde", also auch 24/7 offene Restaurants. Finden Sie das zeitgemäß?
Gerrit Buchhorn: Die Möglichkeit, rund um die Uhr gastronomische Angebote wahrnehmen zu können, ist ein Alleinstellungsmerkmal Berlins und passt zur Lebensweise einer internationalen Metropole. Berlin ist eine Stadt, die nie schläft, und diese Flexibilität kommt sowohl den Berlinerinnen und Berlinern als auch den zahlreichen Touristen zugute. Es fördert die wirtschaftliche Dynamik und macht die Stadt für Nachtschwärmer und Spätarbeiter attraktiv. Wobei die klassische Gastronomie eher nicht nachts geöffnet hat. Während der Pandemie haben sich vielerorts auch die Öffnungszeiten geändert.

DM:Berlin gilt von jeher als Trendsetter. Trifft das auch für den kulinarischen Bereich zu?
Gerrit Buchhorn: Ja, Berlin hat sich als echter Trendsetter im kulinarischen Bereich etabliert. Ob Street Food, nachhaltige Gastronomie, vegane und vegetarische Konzepte oder experimentelle Fine-Dining-Erlebnisse – viele dieser Trends haben hier ihren Ausgangspunkt. Berlin zieht Kreative aus der ganzen Welt an, die den Mut haben, neue kulinarische Wege zu gehen. Diese innovative und unkonventionelle Szene inspiriert und beeinflusst sicherlich andere Städte in Deutschland und Europa.

DM:In allen Bereichen wird über den Fachkräfte-Mangel geklagt. Wie sieht das in der Gastronomie bzw. Hotellerie aus?
Gerrit Buchhorn: Der Fachkräftemangel trifft die Gastronomie und Hotellerie wie andere Branchen auch. Wir sehen Engpässe bei Köchen, Servicekräften und weiteren Schlüsselpositionen, die für einen reibungslosen Betrieb essentiell sind. Die Ursachen sind sehr vielfältig. Der DEHOGA setzt sich aktiv dafür ein, langfristig eine Verbesserung zu erreichen.

DM:Wie lassen sich junge Menschen für eine Ausbildung im gastronomischen Bereich begeistern?
Gerrit Buchhorn: Die Gastronomie bietet spannende Karrieremöglichkeiten, Kreativität und internationale Erfahrungen. Die Branche wirbt aktiv für die Vorzüge der Berufe, betont die Vielfalt der Tätigkeiten und die Chance, direkt mit Menschen zu arbeiten und positive Erlebnisse zu schaffen. Außerdem setzen wir uns mit „TOP-Ausbildung" für eine hohe Ausbildungsqualität und moderne Ausbildungsinhalte ein, um die Berufe noch attraktiver zu machen. Nachwuchsveranstaltungen und Praktika bieten jungen Menschen die Möglichkeit, erste Einblicke zu gewinnen und sich für eine Karriere in der Gastronomie zu begeistern. Wir unterstützen Auszubildende als Verband mit einem umfangreichen Seminarangebot.

DM:Gibt es Konzepte, um den Service-Bereich längerfristig zu fördern und zu unterstützen, z.B. durch die Reduzierung der Mehrwertsteuer?
Gerrit Buchhorn: Ja, der DEHOGA setzt sich schon lange für eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ein. Eine solche Maßnahme würde den Betrieben wirtschaftliche Entlastung bringen, Investitionen erleichtern und die Möglichkeit schaffen, die Gehälter der Mitarbeiter zu verbessern. Besonders nach den Herausforderungen der letzten Jahre wäre dies ein wichtiger Schritt, um die Branche zu stärken und langfristig attraktiver zu machen.

DM:Herr Buchhorn, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
INTERVIEW Tanja Schmidt

Weitere Infos unter www.topausbildung.de und www.seminare.dehoga-berlin.de

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