Internationaler Frauentag Noch weit entfernt von Gerechtigkeit

„Welcome Ladies“ – die deutsche Journalistin und Fernsehmoderatorin Stefanie Suren begrüßte das (beinahe ausnahmslos) weibliche Publikum: Der Verein der Ehegattinnen der arabischen Botschafter hatte am 5. März im Hotel Regent Berlin eine Veranstaltung anlässlich des Weltfrauentages organisiert, der weltweit jedes Jahr am 8. März gefeiert wird. Im Sinne des Vereins sei die Organisation dieses Events ein Ausdruck für die empfundene Hochachtung und Liebe angesichts der Leistungen und Beiträge von Frauen in verschiedenen Bereichen wie Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. „Der heutige Tag, die heutige Veranstaltung bietet eine tolle Gelegenheit, über uns Frauen zu reflektieren, aber auch die aktuellen Herausforderungen und Aussichten für eine geschlechtergerechte Welt zu erörtern“, so Suren.

Reem Al-Sharrah, die Vorsitzende des Vereins der Ehefrauen arabischer Botschafter und Frau des Botschafters des Staates Kuwait, eröffnet die Veranstaltung.

Vertreterinnen aus Politik, Kultur, Medien und Wissenschaft nahmen an der Veranstaltung teil. Reem Al-Sharrah, die Vorsitzende des Vereins und Ehefrau des Botschafters des Staates Kuwait, hielt dabei eine Rede, in der sie ihre Freude darüber zum Ausdruck brachte, dass der Verein diese Veranstaltung in einem Land ausrichtet, das als lebendiges Beispiel für die hohe und ausgezeichnete Position, die die Frau in der Gesellschaft erreicht hat, angesehen werden kann. Al-Sharrah erklärte, dass die Veranstaltung ein symbolischer Beitrag zur Förderung der Frauenrechte sei, und insbesondere der Rechte der arabischen Frau und ihrer Bestrebung zum Aufbau einer Zukunft, in der sie als treibende Kraft für die Entwicklung in ihrer Gesellschaft auftreten könne.

Dass die Veranstaltung sich überwiegend auf das Thema Literatur konzentrierte, begründe sich darin, dass die Literatur ein besonderer Ausdruck des menschlichen Geistes sei, so Al-Sharrah. Die Literatur ermögliche dem Menschen, Türen für Meinungsäußerungen zu öffnen. Diese Möglichkeit könnten auch arabischen Frauen, die seit vielen Jahrzehnten literarische Werke in verschiedenen literarischen Gattungen schreiben, nutzen.

In diesem Zusammenhang machte die Vereinsvorsitzende auf die Leistungen der deutschen Frauen für das soziale Leben aufmerksam. Die verschiedenen Ereignisse und Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit, aber besonders die Schrecken der zwei Weltkriege, unter denen die deutsche Gesellschaft stark gelitten hat, hätten auch dazu geführt, dass zahlreiche Frauen wie zum Beispiel Anna Seghers, Nelly Sachs und Christa Wolf sich als wichtige Wegbereiterinnen für eine bessere Zukunft durchsetzen konnten. Diese Herausforderungen konnten auch auf die Publizistin und politische Denkerin Hannah Arendt wirken, die in ihren Werken komplexe politische und soziale Gesichtspunkte in einer großartigen denkerischen Art und Weise behandelt, die sie zu einer der berühmtesten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts gemacht habe.

Die Violinistin Monia Rizkallah (l.) und ihre Schülerinnen verzauberten mit klassischer Musik.

May Ziadeh und andere große arabische Schriftstellerinnen

Gleichermaßen hob Al-Sharrah die arabische Schriftstellerin May Ziadeh hervor. Ziadeh hat ihr ganzes Leben dem Menschen, der arabischen Frau und der Förderung ihrer Rechte gewidmet. Sie habe zur Renaissance der arabischen Frau sowie zu ihrer Befreiung von verschiedenen Fesseln beigetragen. Dadurch habe Ziadeh ein neues Denken über die arabische Frau initiiert, das ihre Fähigkeit zur Erfüllung ihrer Pflichten und Ausübung ihrer Rechte in der Gesellschaft betone.

Auch in der Paneldiskussion mit Moderatorin Suren, Dr. Refqa Abu-Remaileh und Dr. Najat Abdulhaq kamen die Pionierleistungen arabischer Schriftstellerinnen wie Lulu Ali Ismail, Nazik Al-Mala’ika, Laila Al-Othman oder Radwa Ashour ausführlich zur Sprache. Abu-Remaileh ist Assistant Professor für Arabistik an der Freien Universität Berlin und beschäftigt sich derzeit im Rahmen eines Projekts mit der Lektüre und Rezeption palästinensischer Literatur seit 1948. Abdulhaq ist Nahost-Wissenschaftlerin und -expertin und lehrt an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Sie arbeitet als freiberufliche Beraterin zum Thema Naher Osten für verschiedene Medien wie ARD und ARTE.

Für Abu-Remaileh war es zudem wichtig, die Geschichten arabischer Frauen in verschiedenen Bereichen aufzudecken, um ihnen eine Stimme zu geben und mehr über sie zu erfahren. Vor allem die Digitalisierung könne hier eine herausragende Rolle spielen, insbesondere bei den Digital Humanities. Es habe sie sehr überrascht, sagte Abdulhaq, dass arabische Autorinnen in Deutschland kaum bekannt seien.

Die zwei Akademikerinnen sprachen auch von ihren ganz persönlichen Hürden, die sie in der Wissenschaft und als Frau in der Gesellschaft und der Diaspora erlebt und überwunden haben, sowie von den hohen Erwartungen ihres sozialen Umfelds, die sie von Kindesbeinen an begleiteten. Angefangen von der Distanz zur Familie und zu Freunden über den akademischen Wettbewerb mit anderen Frauen bis hin zum alltäglichen schwierigen Balanceakt zwischen Karriere und Familie. „Die Gläserne Decke war dicker als erwartet“, sagte Abdulhaq im Hinblick auf ihre Erfahrungen.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der preisgekrönten Violinistin Monia Rizkallah und ihren Schülerinnen. Im Salon Gontard des Regent Hotels spielten sie Werke von Karl Jenkins und Ernst von Dohnányi. Rizkallah ist seit dem Jahr 2000 Mitglied im Orchester der Deutschen Oper Berlin und seit 2002 Stimmführerin der 2. Violinen. Vor der Eröffnung des Buffets mit arabischen Speisen präsentierte die Musikerin ein eigens für den Anlass komponiertes Stück. So klang der Abend mit starken Frauen harmonsich aus.