Morriens Börsen-News E-Sport und Wirtschaft - Der 1. FC Köln und Daimler verbünden sich

Immer mehr Menschen greifen zum Controller und begeistern sich für Spiele und digitale Sportarten. Die oben genannten Unternehmen wachsen dynamisch, und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht, weil die Spieleproduzenten jedes Jahr bessere Spiele auf den Markt bringen, die weltweit auf eine steigende Begeisterung stoßen. Der Markt verfügt neuerdings sogar über einen weiteren Wachstumstreiber, den ich Ihnen heute vorstellen werde. Viele große Unternehmen steigen in den E-Sport (Sportwettbewerbe, die per Computer ausgetragen werden) ein und setzen darauf, dass die neue Generation nicht mehr nur klassisch auf dem Bolzplatz gegen den Ball kickt, sondern in der digitalen Computerwelt Fußball spielt.

Die E-Sport-Gamer des 1. FC Köln, Mirza Jahic (vorn) und Timo Gruneisen

Ein DAX-Schwergewicht, das seit Jahrzehnten mit der deutschen Fußballnationalmannschaft in Verbindung steht, will jetzt auch in der E-Sport-Szene mitmischen. Die E-Sport-Abteilung des 1. FC Köln und der Daimler-Konzern haben eine Kooperation verkündet: Beide investieren ins Kölner E-Sport-Unternehmen SK Gaming. Der Einstieg der Großkonzerne macht Sinn, denn die Videospielebranche besitzt so viel Potenzial wie nur wenige andere Branchen. Vor allem, weil es nicht nur ein gutes Geschäft für Spieleentwickler, E-Sportler und Hardwareunternehmen ist, sondern auch den Sponsoren die Möglichkeit bietet, in der jungen, kaufkräftigen Generation als „cooler“ (Werbe-)Partner aufzutreten. Nachdem viele Bundesligaclubs wie Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln, Schalke 04 oder auch Eintracht Frankfurt in die E-Sport-Szene eingestiegen sind, startete vor wenigen Wochen die „virtuelle Bundesliga“ („FIFA 19“-Turnier), die direkt große Zuschauerzahlen verbuchen konnte. Der VfL Wolfsburg und Schalke 04 gelten in Deutschland als die größten E-Sport-Vereine. Die E-Sport-Abteilung von Schalke 04 ist sogar weltweit sehr hoch angesehen und hat auch Teams in anderen Wettbewerben, wie in der „League of Legends“. Das Interesse wächst, und das ist erst der Anfang.

Jedes Jahr steigen die Preisgelder. Beim in der Branche sehr bekannten Dota-2-Turnier wurden 1,2 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Das sorgt auch bei den Hobbyspielern für Ansporn, ebenfalls so erfolgreich zu werden. Dank der steigenden Preisgelder werden mehr Spiele, mehr Gamingcomputer, mehr Gamingtastaturen und mehr Gamingmäuse verkauft. Auch der Konsolenverkauf (PS4, XBOX ONE) verteidigt das hohe Niveau, obwohl die beiden Konsolen schon seit 2013 auf dem Markt sind. Auch im sportlichen Bereich ist E-Sports auf dem Weg nach oben. Über die Möglichkeit, E-Sport als olympische Sportart aufzunehmen, wird bereits diskutiert, und die Sportfunktionäre scheinen nicht abgeneigt, da auch sie die großen Wachstumszahlen sehen. Sogar IOC-Chef Thomas Bach hat sich bereits ein erstes Bild vom E-Sport gemacht. In Japan und China füllen E-Sport-Veranstaltungen ganze Hallen mit bis zu 40.000 Zuschauern. Die oft jungen Zuschauer fiebern mit den Spielern auf der Bühne mit. Die erfolgreichen Spieler werden in Asien wie Superstars gefeiert.

Das Interesse wird in den kommenden Jahren weiter steigen, sowohl wirtschaftlich als auch sportlich. Der Siegesmarsch der digitalen Welt lässt sich auch im Sportbereich nicht aufhalten. Der klassische Sport wird in den kommenden Jahren sicherlich nicht vollständig verdrängt werden, aber beim Kampf um den Spielernachwuchs könnte der E-Sport einige klassische Sportvereine ins Abseits befördern. Das ist die Schattenseite des E-Sport-Booms.

 

Über den Autor:

Der Analyst Rolf Morrien ist seit 2002 Chefredakteur des Börsendienstes "Der Depot-Optimierer" und Autor der Bücher "Wie lege ich 10.000 Euro optimal an?" und "Börse leicht verständlich".