Morriens Börsen-News Equinor - Die Norweger setzen auf grünen und blauen Wasserstoff

Allerdings gibt es dabei aus ökologischer Sicht ein Problem: Wasserstoff verringert das Schadstoffproblem nur dann radikal, wenn für die Herstellung kein „dreckiger“ Strom genutzt wird, sondern Ökostrom (Windenergie oder Solarenergie). Jedoch gibt es davon vergleichsweise noch zu wenig, und die Kosten sind 2020 noch zu hoch, werden sich durch technischen Fortschritt aber voraussichtlich in den kommenden zehn Jahren halbieren. Eine Lösung für dieses Problem liefert unter anderem ein Unternehmen aus Norwegen: Equinor.

 

Equinor: Vom Saulus zum Paulus der Energiebranche

Der börsennotierte, halbstaatliche Konzern aus Norwegen ist mit seinem klassischen Öl- und Gasgeschäft ein Energieriese geworden. Unter dem alten Namen Statoil hat das Unternehmen über Jahrzehnte den Großaktionär Norwegen – aber auch die freien Aktionäre – mit Milliardengewinnen und üppigen Dividenden glücklich gemacht. Die Strategen von Equinor haben sehr früh erkannt, dass die Förderung von Öl und Gas kein Geschäftsmodell für die Ewigkeit ist. Daher wurden in Norwegen pragmatische Lösungen beschlossen.

 

LÖSUNGSANSATZ 1:

Eigenen Ökostrom für die Herstellung von grünem Wasserstoff herstellen 

Mit den Milliardengewinnen aus dem traditionellen Öl-und Gasgeschäft baut Equinor ein neues Ökostrom-Imperium auf und investiert massiv in Windparks und Solaranlagen. Equinor betreibt drei große Windparks in Großbritannien und ist an weiteren Projekten vor der Küste Großbritanniens, Deutschlands und der USA beteiligt. Bereits die europäischen Windkraftanlagen im Equinor-Portfolio haben im Vorjahr gereicht, um umgerechnet mehr als eine Million Haushalte mit Strom zu versorgen. Die prall gefüllte Projektpipeline sorgt dafür, dass Equinor zukünftig noch deutlich mehr grünen Strom aus der Windkraft gewinnen wird. Equinors Kernkompetenz ist die Windenergie, aber auch die Solarenergie bereichert das Portfolio. Zwei größere Solarprojekte haben die Norweger in Brasilien und Argentinien verwirklicht. Die Investitionsgelder fließen aber nicht nur in die direkte Erzeugung von Solarstrom. So ist Equinor bereits 2016 in das Unternehmen Oxford Photovoltaics eingestiegen, das zum Ziel hat, den Wirkungsgrad der Solarzellen um 20 bis 30 Prozent zu steigern. Es wird also auch in die grüne Technologie investiert.

 

LÖSUNGSANSATZ 2:

Blauer Wasserstoff als Zwischenlösung und schnell verfügbare Alternative

Da der grüne Wasserstoff aus den genannten Gründen noch nicht ausreichend zur Verfügung steht, Wasserstoff aber große Vorteile bietet, hat Equinor zusätzlich das Standbein „blauer Wasserstoff“ aufgebaut. Während die aus ökologischer Sicht beste Lösung, der grüne Wasserstoff, aus Ökostrom gewonnen wird, entsteht der blaue Wasserstoff aus Erdgas. Bei diesem Prozess fällt jedoch CO2 an. Die pragmatische Lösung des Problems: Das so entstandene CO2 wird nicht in die Luft geblasen, sondern gespeichert.

Fazit: Die Kombination aus grünem und blauem Wasserstoff sorgt dafür, dass die technisch überlegene Brennstoffzellentechnologie zeitnah im großen Stil eingesetzt werden kann. Equinor finanziert diese erfolgreiche Energiewende in der Startphase mit den Milliardengewinnen aus dem klassischen Öl- und Gasgeschäft. Der norwegische Staat und auch die freien Equinor-Aktionäre können sich daher auch weiterhin auf hohe Gewinne und üppige Dividenden freuen. 

 

Über den Autor:

Der Analyst Rolf Morrien ist seit 2002 Chefredakteur des Börsendienstes "Der Depot-Optimierer" und Autor der Bücher "Wie lege ich 10.000 Euro optimal an?" und "Börse leicht verständlich".