Geografisch ist Portland grundsätzlich in zwei Seiten aufgeteilt – östlich und westlich des Willamette, des Flusses, der beide Stadtteile trennt. Während sich auf der westlichen Seite die klassische, nordamerikanische Downtown befindet, wohnt auf der East Side ein Großteil der sogenannten „Hipster“. Doch im Gegensatz zu Großstädten wie Berlin hat man hier das Gefühl, dass diese Gruppierung nicht nur einem Modetrend folgt, sondern aufgrund von bestimmten Idealen „hip“ ist. Das sieht man vor allem in der Einfamilienhauswohnsiedlung zwischen dem Hawthorne Boulevard und der Division Street. Ungewöhnlich oft stehen hier Schilder in den Gärten, die etwa die „Black Lifes Matter“-Bewegung unterstützen oder sich öffentlich gegen die aktuelle Regierung aussprechen. In den meisten Restaurants oder Bars in diesem Areal steht an der Eingangstür „Minors are welcome“. Und in den Straßen sieht man viele, vor allem junge Einwohner gärtnern, ganz im Sinne des „urban gardening“. Entlang der Division Street findet man außerdem viele der Mikrobrauereien, von denen es in der ganzen Stadt über 50 gibt. Auf die Dichte gerechnet, ist Portland gar die Stadt mit den meisten Brauereien pro Einwohner in den USA.


Smarte Stadtentwicklung seit den 1970ern
Auf der anderen Flussseite gelangt man über die insgesamt 14 Brücken in die Downtown, die mit ihren vielen Wolkenkratzern das typische nordamerikanische Stadtbild prägt. Eine dieser Brücken ist die Hawthorne Bridge, die, 1910 eröffnet, die älteste Hebebrücke in den Vereinigten Staaten ist. Zu den höchsten Gebäuden in Portland gehören das 1972 erbaute Wells Fargo Center mit 166 Metern und der 1983 errichtete US Bancorp Tower, der 163 Meter hoch ist. Mittelpunkt der Downtown ist der Pioneer Place, an dem regelmäßig Events stattfinden. Besonders auffällig ist der gut ausgebaute, öffentliche Nahverkehr. Dieser geht auf einen „72-Punkte-Plan“ aus den 1970er-Jahren zurück, der die Stadt attraktiver und lebenswerter machen sollte. Im Sinne des „Smart Growth“ wurde der Bus- und Bahnverkehr gefördert und die Autobahn aus der Innenstadt verbannt. Außerdem gilt Portland heute als Fahrradhauptstadt der USA, was unter anderem durch ein Leihsystem des Sportartikelherstellers Nike gefördert wird, dessen Hauptsitz im nahegelegenen Beaverton ist. Das Ganze nennt sich „Biketown Portland“ und soll durch günstige Tarife auch sozial schwächeren Schichten zur Verfügung stehen. Der Jahresbeitrag liegt zum Beispiel bei nur 99 US-Dollar, und Touristen können die orangefarbenen Räder beispielsweise für acht Cent in der Minute nutzen. Ein Tagesticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel kostet auch nur fünf Dollar. Da die Stadtfläche ohnehin nicht so weitläufig ist, lassen sich alle wichtigen Institutionen auch fußläufig erreichen, ganz im Sinne des Programms aus den 70ern.


Leidenschaft für Foodtrucks und Craft Beer
Eine der größten Leidenschaften der Portlander ist das Essen, was man an den vielen Foodtrucks überall in der Stadt sieht, die bereits seit den 1980er-Jahren Einzug in die Stadt gehalten haben. In Berlin ist diese Entwicklung beispielsweise erst seit ein paar Jahren im Kommen. Ein Muss für jeden Besucher ist der „Food Market“ an der Alder Street in Downtown. Hier gibt es alles, was das kulinarische Herz begehrt – egal, ob asiatisch, türkisch, russisch, indisch oder italienisch. Nördlich der Downtown befindet sich das alte Stadtviertel Pearl District. Hier gibt es ebenso wie in der East Side viele Mikrobrauereien, wo Einheimische und Besucher besonders gern das „Craft Beer“ trinken, das es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Das ursprüngliche Industrieviertel steht wie kein anderes Viertel in Portland für die Gentrifizierung, also die bauliche und kulturelle Aufwertung seit den 1980er-Jahren. In den alten Industriehallen findet man heute neben den Brauereien auch Galerien, junge Unternehmen und viele Einzelhändler.


Viele Superlative, aber auch Obdachlose
Die hippen, aufstreben „Young Urban Professionals“ sind aber nur die eine Seite der Stadt. Auf der anderen Seite gibt es auf den Straßen auch viele Obdachlose, die besonders in den Vierteln Old Town und Chinatown, die ans Pearl District angrenzen, zu sehen sind. Das ist insofern eigenartig, als Portland im Jahr 2016 von den Zeitschriften „Monocle“ und „Money“ unabhängig voneinander zu der „lebenswertesten Stadt der USA“ gewählt wurde. Die Zeitschrift „Men's Health“ wählte Portland gar zur „fittesten Stadt Amerikas“, und CNN kürte sie zur „besten Bierstadt der Welt“, was ihr den Spitznamen „Munich on the Willamette“ einbrachte. Wer in München schon einmal beim Oktoberfest war, dürfte darüber wohl leicht schmunzeln. Ein weiteres Superlativ, der Portland nachgesagt wird, eine der höchsten Dichten an Nacktbars in den Vereinigten Staaten. Ähnliche Zahlen weisen nur San Francisco und Los Angeles auf. Grundlage dafür ist eine Gesetzesänderung in Portland aus dem Jahr 1989, die besonders in der East Side zur Eröffnung vieler Stripclubs in den 1990er-Jahren geführt hat. Zudem gibt es außerhalb der Stadt auch einen Nacktbadestrand. Auch hier zeigt sich die Liberalität der Stadt.


Erholung in Parks, beim Sport und auf Festivals
Nicht zu vergessen sind ebenso die vielen Parks in der Stadt. Dabei ist der Washington Park westlich der Downtown der größte. Besucher erfreuen sich hier, neben einem schönen Blick auf die Stadt, am Rose Garden, dem Japanese Garden oder dem Oregon Zoo. Nicht weit davon entfernt findet man den oberhalb der Stadt gelegenen Marquam Hill, auf dem die Oregon Health and Science University liegt. Durch die Luftseilbahn Portland Aerial Tram kann das Stadtviertel South Waterfront erreicht werden, in dem weitere Teile des Universitäts- und Klinikviertels liegen. Somit wird diese Fahrt auf den Hügel nicht nur gern von Touristen genutzt, sondern auch von Studenten und dem Krankenhauspersonal. Innerhalb der Stadt erholen sich die Menschen gern am Tom McCall Waterfront Park, einem Grünstreifen entlang des Westufers des Willamette. Hier gibt es unter anderem das Portland Maritime Museum auf einem Schiff und den beliebten „Saturday Market“.


Neben Konzerten geht es im 1995 errichteten Moda Center meist sportlich zu. Dort ist die 1970 gegründete Basketballmannschaft der Portland Trail Blazers beheimatet, die in der nordamerikanischen Profiliga NBA spielt. Darüber hinaus findet im Juni seit nunmehr 111 Jahren das Portland Rose Festival statt, das mit über 500.000 Besuchern der zweitgrößte Umzug in den USA ist. Großen Anklang finden zudem das Oregon Brewers Festival und das Portland International Beerfest, die beide im Juli veranstaltet werden.
Portland bleibt schräg
Zweifelsohne hat die Beliebtheit Portlands in den vergangenen Jahren stark zugenommen, was nicht nur positive Seiten hat. Die verhältnismäßig günstigen Lebenshaltungskosten ziehen vor allem Leute aus San Francisco oder Seattle, aber auch von der Ostküste der USA an und sorgen für steigende Mieten und Konflikte mit den Alteingesessenen. Die Einwohner Portlands reagierten darauf vor einiger Zeit mit dem Slogan „Keep Portland Weird“, der auch Ausdruck ihres Selbstverständnisses ist. Seit 2011 gibt es im amerikanischen Fernsehen die beliebte Sendung „Portlandia“, die die hippen Attitüden seiner Bewohner gekonnt auf die Schippe nimmt. Dafür stellte der frühere Bürgermeister Sam Adams extra sein Büro für Dreharbeiten zur Verfügung und spielte in einer Folge gar den Assistenten des fiktiven Bürgermeisters. Zu den bekanntesten Portlandern gehört übrigens Matt Groening, der Erfinder der Simpsons. Da die Serie viele autobiografische Züge Groenings enthält, sind einige Elemente der Serie auch Portland zuzuschreiben. Dazu gehören die Straßen „Flanders“ und „Lovejoy“, die in der Serie bekannte Personen sind. Außerdem kommt der Regisseur Gus Van Sant von hier, der zum Beispiel den Oscar-prämierten Film „Good Will Hunting“ drehte. Darüber hinaus verfügt Portland über eine lebendige Musikszene im Rock. Es bleibt zu hoffen, dass der Slogan noch lange Zeit Bestand haben wird.
TEXT Markus Feller