Special Die Diplomatie des Vatikan

Die Vatikanpolitik und ihre Bedeutung für die geschichtliche Entwicklung Europas – auf 400 Seiten präsentiert der Apostolische Nuntius in Berlin, S.E. Dr. Nikola Eterović, das Diplomatieverständnis des Vatikan. Anfang Juni wurde der Band „Die leise Macht – Die Diplomatie des Heiligen Stuhls“ in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin zahlreichen geladenen Gästen vorgestellt.

„Unaufgeregt und sensibel“ sei die päpstliche Diplomatie, sie wolle „keine Einmischung in die politischen Angelegenheiten des Gaststaates“, sondern sorge sich um das Wohl seiner Bewohner, nicht nur der Katholiken – so charakterisiere der Autor Eterović die Vatikan-Diplomatie. Der Berliner Historiker Dr. Michael F. Feldkamp stellte in seinem Einführungsvortrag das Buch von S.E. Nikola Eterović vor.

Der Vatikan und das Ende des Kalten Krieges

Der Autor Eterović erkläre zunächst die Struktur der Katholischen Weltkirche und die Aufgaben der Papstdiplomatie: „Evangelisierung, Caritas, Nächstenliebe, Dialog mit der Ökumene und mit den anderen Religionen“. Das Ende des Kalten Krieges – ein zentrales Kapitel des Buches – sei ohne Papst Johannes Paul II. undenkbar. Schon vor „Perestroika und Glasnost“ habe der Vatikan diplomatische Anstrengungen unternommen, „um die osteuropäischen Länder zu begleiten auf ihrem Schritt in die post-sozialistische Moderne.“

Hauptaufgabe der Papst-Diplomatie

In seinem Kapitel über Kirche und Staat beschreibe Eterović vier Modelle der Beziehung zwischen Kirche und Staat und im letzten Kapitel die gemeinsame Verantwortung für eine gute staatliche Ordnung. Bei allen verfassungsrechtlichen, kirchenrechtlichen und politischen Aufgaben komme einem Thema in der Papstdiplomatie besonderes Gewicht zu: Frieden.

Vatikan-Diplomatie im Ukraine-Krieg?

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum ging es um die zurzeit aktuelle Frage nach der Vatikan-Diplomatie im Russland-Ukraine-Konflikt. Eterović erinnerte daran, dass diplomatische Bemühungen nur dann zum Erfolg führten, wenn beide Seiten den Konflikt beilegen wollten. Das sei derzeit auf beiden Seiten nicht erkennbar.

Der anschließende Empfang in den Räumen der Apostolischen Nuntiatur bot die Gelegenheit, weiter zu diskutieren, Bekannte und Freunde zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen.