Business & TrendsFür die Schule kein Thema?

Kennen Sie diesen Witz? Sagt der kleine Sohn zu seinem Vater: „Ich habe zwei Fragen an dich. Erstens: Kann ich mehr Taschengeld haben? Zweitens: Warum nicht?“ In vielen Familien erschöpft sich das Thema Finanzen in der Frage, wie viel Taschengeld angemessen sei. In der Schule wiederum spielen Wirtschafts- und Finanzthemen allenfalls eine Nebenrolle. Beides reicht nicht. Höchste Zeit also, sich zu überlegen, welche Lektionen unser Nachwuchs (und nicht nur er) wirklich lernen sollte..

LEKTION 1
Geld ist der Gegenwert von Arbeit

Im Unterricht pauken die Kinder Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftstheorien und vielleicht noch die Funktionen des Geldes (vom Tauschmittel bis zum Wertspeicher). Nicht vermittelt wird ihnen jedoch, woher das Geld kommt. Es reicht auch nicht, den Kindern zuhause anhand ihres Taschengeldes beizubringen, dass Geld knapp ist, dass sich das Sparen lohnt und dass spontane Impulskäufe meist unbefriedigend sind. Viel wichtiger wäre es doch, den erzieherischen Fokus weg vom Konsum („Was kann ich mir von meinem Geld kaufen?“) hin zu der Frage zu richten, wie man zu Geld kommt. Geld ist nicht einfach so da. Geld ist der Gegenwert von Arbeit, und mit Arbeit lässt sich Wohlstand erreichen.

LEKTION 2
Wirtschaften heißt, selbst zu gestalten

Betrachten wir die Darstellung der Wirtschaft in so manchem Schulbuch. Völlig zurecht werden da die Schattenseiten des Wirtschaftens beleuchtet, vor allem die Ausbeutung von Mensch und Natur. Aber nur einseitig den Kapitalismus anzuprangern, würde zu kurz greifen. Fakt ist: Es liegt an uns zu handeln, zu gestalten und das heißt auch: zu wirtschaften. Wollen wir wirklich, dass bei unseren Kindern nur hängenbleibt, irgendwelche mächtigen Industriekonzerne hätten sie gänzlich in der Hand? Wollen wir wirklich, dass sie sich ausgeliefert und machtlos fühlen? Im Ergebnis mündet das in verzweifelte und destruktive Verhaltensweisen wie bei der „Letzten Generation“: Junge Menschen kleben sich auf den Straßen fest, erzwingen den Stillstand, versuchen, Erpressung an die Stelle demokratischer Willensbildung zu setzen, weil sie keinen Handlungsspielraum mehr sehen. Wie viel besser wäre es stattdessen, wenn diese Generation sich in einem konstruktiven Sinne als handlungsfähig und wirkmächtig erleben würde? Wir alle sind aufgerufen, diese Welt zukunftsfähig, nachhaltig und lebenswert zu gestalten. Von technischen Lösungen über soziale Dienste bis hin zum praktischen Umweltschutz: Jeder und jede hat andere spezifische Fähigkeiten und Begabungen und sie sind alle gefragt. Wirtschaften heißt gestalten. Und am besten gelingt das denjenigen Menschen, die auch noch Lektion 3 beherzigen.

LEKTION 3
Die beste Geldanlage ist die eigene Bildung

Als Ratgeber-Journalisten im Finanzbereich werden wir oft gefragt, was die beste Geldanlage sei. Viele Menschen erhoffen sich da heiße Aktientipps. Aber die beste Geldanlage sieht anders aus: Es ist die eigene Bildung. Sie verliert weder durch Börsencrashs noch durch Inflation an Wert. Sie kann nicht gestohlen werden und ist immer dabei – gleichgültig wohin es einen Menschen verschlägt. Jedes Jahr veranstaltet Warren Buffett, der Chef von Berkshire Hathaway und seit Jahrzehnten einer der reichsten Menschen der Welt, nach der formalen Hauptversammlung eine mehrstündige Frage-und-Antwort-Runde. Immer wieder stellen Schüler und Studenten die eine Frage: Wie können wir auch so erfolgreich werden? Und Buffett hat diese Antwort gegeben: „Investiere so viel in dich selbst, wie du kannst, du bist bei weitem dein wichtigster Vermögenswert. Du hast nur einen Geist und einen Körper. Und die müssen dein ganzes Leben lang halten.“ Buffett veranstaltet am Tag nach der Hauptversammlung immer einen Charity-Lauf. Raten Sie mal, wie der Name dieses Laufs lautet? Er heißt: „Invest in yourself.“ Diesem Appell können wir uns nur anschließen.

Text Judith Engst und Rolf Morrien