InterviewTourismus in Sachsen - Der Masterplan

Tourismus in Sachsen muss man eigentlich nicht bewerben. Tourismus in Sachsen – das sind Dresden und Leipzig mit ihren großartigen Kulturschätzen, das sind Erzgebirge und die Sächsische Schweiz mit ihrer wunderbaren Natur, um nur ein paar highlights zu nennen. Warum Sachsen dennoch einen Masterplan Tourismus aufgelegt hat, darüber hat Sachsens Kulturund Tourismusministerin Barbara Klepsch mit dem Diplomatischen Magazin gesprochen.
 

DM: Frau Klepsch, man sollte meinen, Tourismus in Sachsen läuft von allein. Warum haben Sie dennoch einen „Masterplan Tourismus“ entwickelt?
Barbara Klepsch: Sachsen ist mit 7 Millionen Gästen und rund 18 Millionen Übernachtungen ein beliebtes Reiseland - das ist richtig. Die Verbindung von Kultur und Natur ist bei uns einmalig. Und freundliche Gastgeber sind wir auch – wie der kürzlich verliehene zweite Platz im Ranking der Traveller Review Awards von Booking.com bestätigt hat. Aber wir wissen natürlich um die harte Konkurrenz anderer schöner Destinationen. Daher wollen wir mit unseren Angeboten auch in Zukunft gut aufgestellt sein, auf aktuelle Bedürfnisse der Gäste reagieren können und wichtige Themen, wie den weiteren Ausbau unserer Ganzjahresangebote, zielgerichtet angehen.

Um diese Vorhaben zu verwirklichen, soll der Masterplan Tourismus für uns als Ministerium und für die Partner in der sächsischen Tourismusbranche ein guter Kompass und Orientierungsrahmen sein. Nur mit einer gemeinsamen Zielsetzung werden wir den Tourismus in Sachsen auf Erfolgskurs halten.


DM: In welche Richtung soll sich der sächsische Tourismus entwickeln?
Barbara Klepsch: Konkret wollen wir die Gästezahlen steigern und die Gästezufriedenheit weiter erhöhen. Der Beteiligungsprozess hat uns allerdings auch gezeigt, dass es ebenso wichtig ist, die sächsische Bevölkerung für das Thema Tourismus zu begeistern. Deshalb starten wir jetzt mit einer Kampagne, mit der wir den Wert des Tourismus als Wirtschaftsfaktor für Sachsen und für die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung verdeutlichen wollen. Gespannt sind wir auch auf die Ergebnisse der Markentreiberanalyse, die uns aufzeigen wird, was den Freistaat als Reiseland attraktiv macht. Darauf wollen wir unser Marketing noch stärker ausrichten.

Zusammengefasst haben wir den gesamten Masterplan Tourismus in 15 prägnanten Punkten (Einzelheiten s. www.masterplan- tourismus-sachsen.de, Anm. d. Red.)


DM: Was genau ist im Masterplan festgelegt?
Barbara Klepsch: Festgelegt haben wir die grundlegenden Handlungsfelder im sächsischen Tourismus für die nächsten Jahre. Das sind die Themen Tourismusmarketing, Finanzen und Verantwortung, Ganzjahrestourismus, Nachhaltigkeit, Mobilität, Fachkräfte und Digitalisierung. Wichtig ist, wir wollen besser werden in Quantität und Qualität und noch saisonunabhängiger. Als Ministerin für Kultur und Tourismus ist es mir zudem ein wichtiges Anliegen, diese beiden Bereiche künftig noch stärker zusammenzudenken.

Mit der Fertigstellung des Masterplans haben wir ein Etappenziel erreicht. Nun gilt es, den Planungen Fakten folgen zu lassen. Dazu werden wir jährlich ganz konkrete Handlungspläne aufstellen. Der Prozess der Umsetzung wird durch einen praxisnahen Tourismusbeirat begleitet werden.


DM: Die Industriestadt Chemnitz ist nächstes Jahr Kulturhauptstadt Europas. Bislang verbindet man mit Chemnitz eher Industrie als Kultur. Warum sollten Touristen Chemnitz besuchen?
Barbara Klepsch: Chemnitz hat eine beeindruckende Industriekultur, eine Kulturlandschaft, die bis in die historische Steinzeit zurückgeht, moderne Kunst, eine facettenreiche Architektur und ein wunderschönes Umland, das durch den gerade entstehenden einzigartigen Skulpturenweg Purple Path aktiv mit eingebunden ist.

Auch als Kongressstandort macht sich Chemnitz mehr und mehr einen Namen. So fand letztes Jahr die Ministerpräsidentenkonferenz Ost in der zukünftigen Kulturhauptstadt statt, 2025 kommen rund 1.000 Museumsexperten zur Fachtagung für Museumfachkunde. Chemnitz ist also in vielerlei Hinsicht eine Reise wert.

Der Titel Kulturhauptstadt hat in der Stadt zudem etwas ausgelöst und der Stadtgesellschaft neuen Esprit gegeben. All das merkt man, wenn man vor Ort ist. „C the Unseen" lautet das Motto – also kommen Sie, um sich das bislang noch Ungesehene anzuschauen.


Interview Marie Wildermann